Nachdenkliches, Gefühle und Erkenntnisse

Es kam der Tag, als ich mich aufrecht vor die Sende-Empfangsanlage setzte. Das obligatorische Logbuch, in dem damals alle Funkverbindungen eingetragen werden musste, war aufgeschlagen und noch ganz leer. Der Sender und die Antenne waren abgestimmt, das Mikrofon in der Hand, sagte ich den internationalen Spruch als allgemeinen Anruf auf. Ich ließ die Sendetaste los und hörte in den Empfänger.

Es dauerte vielleicht 3 oder 5 Sekunden und ich hörte eine Stimme, die mein Rufzeichen (DL8OZ) wiederholte als Signal, dass er meinen Ruf gehört hat.

Das war für mich ein großer emotionaler Moment! Ich notierte sein Rufzeichen, wir unterhielten uns über einige technische Details, es folgte eine höfliche Verabschiedung und das gegenseitige Versprechen eine Bestätigungskarte über den Club zu senden.

Ich spürte Feuchte in den Augen: mit Lichtgeschwindigkeit wurde die Entfernung nach Taschkent/Usbekistan (ca 4600 km) überbrückt. Mehr noch, meine Stimme wurde so weit übertragen, auf meine Stimme hat ein wildfremder Mensch (UI9AAB, Gena) reagiert, wir haben uns gegenseitig verstanden - ein unbegreiflich schönes Gefühl!

Sicher, im Laufe der Zeit gibt es eine gewisse Routine in der Handhabung. Aber dennoch bleibt es immer spannend, mit seinem Gegenüber zu plaudern. Gibt es noch weitere Hobbys, was macht die Familie, wie ist die Wettersituation in der Region? Das sind neben technischen Erfahrungen häufig weitere Themen.

Wie oft habe ich den Atlas auf den Knien gehabt und die Gedanken über das Papier fliegen gelassen! Landschaften und Bilder der dortigen Menschen habe ich mir vorgestellt und ausgemalt.

Man bestätigt die Verbindung durch einen Austausch von (QSL~) Karten. Je nach den Möglichkeiten der Partner, sind sie mal sehr einfallsreich bis technisch sachlich auf Papier bis Karton gedruckt. Interessant, was sich Menschen einfallen lassen und was ihnen wichtig ist, um eine Erinnerung geben zu können.

Plötzlich höre ich gute Tipps und Tricks von anderen Funkfreunden. Manchmal wird auch gemeinsam an einem Projekt gearbeitet. Was für ein Glücksgefühl, wenn nach einigem Aufwand eine Tür aufgestoßen wird! Vor mir liegt ein neues Betätigungsfeld auf dem ich Erfahrungen sammeln kann.

Gelegentlich haben diese sehr komplexen Geräte auch einen Defekt. Den Fehler zu finden ist eine große Herausforderung. Ist es dann gelungen, dass eine Reparatur erfolgreich verlief, fühlt man sich wie nach einer bestandenen Prüfung.

Objektiv gesehen, hat mir diese Freizeitbeschäftigung den höchsten Know-How-Zuwachs gebracht. Ich hoffe, dass er noch lange anhält...