
Auf
beschrieb ich meine ersten Selbstbauerfahrungen mit Violinen:
„Als
endlich alle Pfeifen intoniert werden sollten, kam die Ernüchterung. Die
meisten und besonders die gekröpften Pfeifen oktavierten. Der Grundton
sprang in die höhere Oktave über. Es erinnert an die quietschenden
Blockflöten im Musikunterricht in der Schule. Alle Rezepte aus den
verschiedensten Quellen, diesen Makel abzustellen, führten nicht zum
Erfolg. Tröstend war die meist gefundene Aussage, dass diese Art der
Pfeifen problematisch seien.
Anfang März 2007 stieß ich auf eine Seite von holländischen
Drehorgelfreunden. Dort fand ich auf einem Foto das, was ich suchte: der
Gavioli-Streichbart! Es ist eine Metallzunge, die in den austretenden
Luftstrom am Aufschnitt ragt. Bei richtiger Anordnung wird der Strom
derart beeinflusst, dass die Gefahr des
Oktavierens beseitigt wird.
Der
Erfolg ist beeindruckend."
Dieses
Werkstück, das für die meisten Selbstbauer das richtige Hilfsmittel ist um mit der Intonierung von Violinen klar zu kommen, stammte von Anselm Gavioli. Er war in Modena beheimatet, zog aber mit seinem Vater 1845
nach Paris. In deren Drehorgelwerkstatt entstanden die Kartonbücher und
1875 der „Bart“.
In der Hauptsache soll nach
den Unterlagen der Bart den Pfeifen ein "streicherähnlicher Klang"
vermittelt werden. In der Praxis jedoch, hat diese Konstruktion mehreren
Selbstbauern aus der Verzweifelung geholfen.
Die Abwicklung des Bleches gleicht dem Buchstaben T. Entsprechend gebogen, steht der Querbalken
("Bart") unter einem gewissen Winkel dem Stimmschlitz gegenüber. Langlöcher
ermöglichen eine genaue Positionierung der Höhe und eine Stellschraube
der Tiefe relativ zum Luftaustritt.
Für die 43/13-Drehorgel warte ich
erst gar nicht die Intonierungsversuche ab. Schon geklebte Pfeifen
anzupassen, indem ich etwas an ihr herumfeile, möchte ich nicht gern
machen. Die Rezepte sind zu wage. Daher entwarf ich Bärte gemäß den
Pfeifendimensionen.

Als
Ausgangsmaterial wurde ein relativ günstiges Umreifungsband aus Stahl
verwendet. Messing wäre vielleicht noch schöner gewesen, doch der
Aufwand für die versteckt angebrachten Teile erschien mir in dieser Art
gerechtfertigt.
Die Anfertigung entsprach einer Kleinserie. Geschnitten wurden Halter
und Querbalken auf einer Schlagschere. Eine gefräste Führung sorgte für
den rechtwinkligen Schnitt und ein Anschlag für die erforderliche Länge.

So vorgearbeitet, erhielten die Teile
2 Langlöcher. Eine kleine Einlage in dem Schraubstock erleichterte das
Einstellen und das Verfahren des Kreuztisches.


Gebogen wurden in einer
Hilfsvorrichtung. Die Biegeweite war vorangezeichnet. Die Bewegung des
Daumens war genau genug.
 
Die Bärte klebte ich mit einem 2-K
Kleber, jedoch wurden alle Teile vorher in Nitro gesäubert. Damit die
Teile schön winklig und höhengleich ihre Position erhielten, ist eine
Klebvorrichtung angefertigt worden.
Zum Schluss wurden alle Teile in Lack
getaucht. Rost ist kein schöner Anblick.

Bei der Anbringung ist zu beachten, dass das Maß A am Vorschlag erst
ermittelt werden muß. Danach folgt das Befestigungsloch nach einem
vorher festgelegten Zeichnungsmaß.
Bei den diversen Breiten der Pfeifen
leistete der zentrisch spannende Schraubstock beim Bohren gute Dienste.

Eingefügt in die Orgel ergibt sich folgendes Bild:
Im Vordergrund erkennt man die
Violinen in der Begleitung. Es folgt, wie aus einer zugehörigen
Gaviolibart-Zeichnung zu sehen ist, aufgeständert die 2. Melodienreihe.

Ähnlich sehen die Verhältnisse bei
den Gegengesang-Violinen aus. Auch hier beachte man die Aufständerung.
Diese Erhöhungen ergeben eine Staffelung der Pfeifen und bieten ein
gefälliges Gesamtbild.

Die genauen Maße und Montagehinweise
sind in Zeichnungen erfasst.
Allgemein kann man sagen, dass kleine Pfeifen
weniger kritisch ansprechen als größere (z.B.: Begleitung). Gekröpfte
Pfeifen fordern den Selbstbauer beim Anblasen ebenfalls heraus.
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