Ein schwieriges Kapitel ist das Balgensystem. Auf diesen Fotos ist das System noch nicht mit einem Leder versehen.
Mit der Kurbeldrehung werden über die beiden Pleuel zwei Bälge wechselnd angetrieben (im Bild unten, nebeneinander). Das Pleuel bewegt die mittlere, dicke Platte auf und ab. Der Drehpunkt ist links. Die großen Löcher werden zu Ventilen umgebaut. Damit ist es möglich bei der Auf- und Abbewegung in jedem Balgen Luft zu schöpfen (Doppelschöpfer).
Die komprimierte Luft gelangt über Kanäle in den "Magazinbalg". Der Raum unter der oberen Platte wird das Vorratsvolumen für den laufenden Pfeifenbedarf speichern. Damit wird gewährleistet, dass bei flotter Musik, den Pfeifen nicht die Luft ausgeht! |
Das Balgensystem befindet sich später im "Keller" der Orgel. Hier ein Blick durch die rückwärtige Serviceklappe.
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Zurück zum Balgensystem. Die Pfeifen benötigen ausreichend Luft und Druck um zu erschallen.
Diese Drehorgel hat quasi 4 Zylinder.
Die gepumpte Luft wird in einem Zwischen- (Magazin-) Balgen gespeichert und je nach Bedarf abgerufen. Auf diesem Bild schneide ich einen der Balgen zu.
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Damit sich das Balgennmaterial in die richtige Richtung beim Pumpen faltet, werden "harte" Streifen zur Verstärkung eingeklebt. Als Bezugsmaterial ist Leder vorgesehen. Um aber ein Gefühl für den Zuschnitt, Arbeitsgänge und Methode zu bekommen verwende ich in einer ersten Version eine Kunststoff/Leinen-Plane.
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Das Balgensystem ist vollständig bespannt. Rechts sieht man zwei Metallösen. Hier werden die Pleuel montiert und mit der Kurbelwelle verbunden.
Dabei wird bei jeder Auf- und Abbewegung Luft in den Magazinbalgen (unter dem großen Deckel) gedrückt.
Damit die Luft nicht zurückströmt sind einige Ventile eingebaut. Aus der großen länglichen Öffnung strömt die Luft später über Steuerventile zu den jeweiligen Pfeifen. Das große Loch im Deckel wird ein Teil des Überdruckventils. |
Eine Ansicht von der Seite auf das Balgensystem.
Der Kolben ist jetzt unten. Das bedeutet, die Luft ist über Rückschlagventile durch Kanäle (dickerer Teil, rechts außen) in den Magazinbalgen gelangt (hebt sich entsprechend). Gleichzeitig hat sich der darüber befindliche Raum mit Luft gefüllt (Luft geschöpft = "Schöpfbalgen").
Im nächsten Hub (aufwärts) wird von dort die Luft in das Magazin gestoßen und der untere Balgen saugt wieder Luft an.
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Inzwischen hat das Balgensystem noch ein Überdruckventil erhalten. Es ist jetzt am endgültigen Platz montiert.
Später werden sich unter der Bodenplatte noch 12 Pfeifen befinden. Die Versorgung geschieht durch die sichtbaren Bohrungen.
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Ich habe einen unerwarteten Rückschlag erlitten: Die Drehorgel ist noch nicht einmal fertig gestellt, da bemerke ich, dass sich an den Knickstellen kleine Löcher bilden. Also nichts mit preiswertem Ausweichmaterial!
Ich kaufe ein Fell in entsprechender Größe und erneuere das Balgensystem. Leider muss ich auch Klebstellen zwischen den Platten aufbrechen. Mit der Folge, dass die Magazin- und Schöpfbalgengrundplatten, sowie die Oberplatten der Schöpfbälge erneuert werden müssen.
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Bei dieser Gelegenheit ersetze ich auch die Pappverstärkungen durch 2mm Flugzeugsperrholz.
Die Verstärkungen sollen die Knicklinie im Balg vorgeben. Da die Klebungen an den Platten nach Augenmaß vollzogen werden, kann es unter ungünstigen Umständen zu Zerrungen innerhalb des Fells kommen. Deshalb kann die Knicklinie nicht genau genug vorgegeben werden, d.h. die Zwischenräume zu den Verstärkungshölzern beträgt zwischen 4…8 mm.
Damit der Balg nicht in die „falsche“ Richtung (Knicklinie von innen nach außen) springt, füge ich mechanische Begrenzungen bzw. Führungen hinzu. Wichtig ist eine Leiste zwischen den beiden Schöpfbälgen, um eine gegenseitige Behinderung zu verhindern! |